Handelt es sich um eine japanische Antiquität, ein jahrhundertealtes Rollbild? Es hat sicherlich alle Merkmale eines solchen, aber bei näherer Betrachtung gibt es surreale und zeitgenössische Aspekte, wie die Tücher, die sexuelles Verlangen symbolisieren. In der Tat handelt es sich um ein Werk der japanisch-amerikanischen Künstlerin Masami Teraoka.

Geboren in Onomichi in der Präfektur Hiroshima, studierte Teraoka am heutigen Otis College of Art and Design in Los Angeles. Seine Werke sind von japanischen Ukiyo-e-Holzschnitten inspiriert. Teraoaka vermischt jedoch den Stil und die Techniken der traditionellen Kunst mit der amerikanischen Pop Art. Die Massenproduktion der japanischen Holzschnitte entspricht der Besessenheit von Massenproduktion und -konsum der Pop Art. Darüber hinaus spiegelt Ukiyo, was im Japan der Edo-Zeit "die schwebende Welt" bedeutet, den vergänglichen Charakter des Kabuki-Theaters und der Freudenhäuser wider. Dieser vergängliche Sinn für Konsum und Vergnügen wurde auch in den Werken der Pop-Art-Künstler aufgegriffen. Teraokas Werke sind eine Kollision zweier Kulturen und Kunstgeschichten, die durch ähnliche Themen zueinander finden.

Teraokas Stücke sind eine Mischung aus Humor und sozialem Kommentar. Er hat sich oft mit so unterschiedlichen und dringenden Themen wie der AIDS-Krise, dem Konsumverhalten, den Anschlägen vom^11. September und vielem mehr befasst. Über seine eigene Arbeit sagt Teraoka: "Die Verbindung von Realität und Fantasie, von Humor und Kommentar sowie von Geschichte und Gegenwart wurde zu meiner Herausforderung."

Das Besondere an diesem Werk ist, dass es die Form eines Rollbildes hat. Die Tradition der Rollbilder reicht Jahrhunderte zurück bis nach China, von wo aus sie als Mittel zur Verbreitung des Buddhismus nach Japan gebracht wurden. Hängende Rollbilder waren in China und Japan ein zentrales Thema der Kunst, ein Mittel für eine Vielzahl künstlerischer Ausdrucksformen - visuelle Übersetzungen von Gedichten, Meditationen über Leben und Tod, Zusammenarbeit zwischen Freunden - und für eine Vielzahl von Zwecken - einfache Innendekorationen, Zeichen besonderer Beziehungen, sogar Erotik. Die älteste erhaltene erotische Schriftrolle in Japan stammt aus dem Jahr 1321.