WILLIAM KENTRIDGE (geb.1955)

WILLIAM KENTRIDGE William Kentridge ist ein südafrikanischer Grafiker, Filmemacher und Theateraktivist, der vor allem durch eine Reihe von handgezeichneten Animationsfilmen bekannt wurde, die er in den 1990er Jahren produzierte. Der scharfe Humanismus, den er in diesen und anderen Werken an den Tag legt, steht in der Tradition europäischer Künstler wie Honoré Daumier, Francisco de Goya und William Hogarth.

Kentridge, dessen Vater ein bekannter Anti-Apartheid-Anwalt war, besuchte die University of Witwatersrand in Johannesburg (1973-76) und die inzwischen aufgelöste Johannesburg Art Foundation (1976-78). In den 1970er und 80er Jahren arbeitete er als Schauspieler, Dramatiker, Bühnenbildner und Theaterregisseur und studierte Anfang der 1980er Jahre Pantomime und Theater in Paris. 1992 begann er eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Handspring Puppet Theatre (gegründet 1981) in Kapstadt im Bereich Multimedia-Performances.

Wie sowohl aus seiner frühen Ausbildung als auch aus seinem späteren künstlerischen Schaffen hervorgeht, wurzelt Kentridges Interesse an der bildenden Kunst in ihrer Verbindung mit der Theaterkunst. Die narrative Struktur und die Charakterentwicklung in seinen Filmen spiegeln diese Verbindung wider. Während Kentridge als Künstler mehrere Wege verfolgte, stand im Zentrum seines Schaffens eine Reihe von kurzen Animationsfilmen. Um sie zu produzieren, fertigte er eine grobe Kohlezeichnung an, fotografierte sie, veränderte die Zeichnung leicht, fotografierte sie erneut und so weiter. Kentridges Originalzeichnungen werden von ihren Nachfolgern oft völlig verwischt.

Viele dieser Filme - darunter Johannesburg, 2nd Greatest City After Paris (1989) und Felix in Exile (1994) - verfolgen die Geschicke des gierigen Kapitalisten Soho Eckstein und seines Alter Ego, des sensiblen und künstlerischen Felix Teitelbaum. Sie zeigen das moderne Südafrika als Spiegelbild der geistigen, ökologischen und emotionalen Krisen des Spätkapitalismus.

Später etablierte sich Kentridge als vollendete Figur in der darstellenden Kunst, insbesondere durch seine innovativen Inszenierungen der Opern The Nose (2010) und Lulu (2015) an der New Yorker Metropolitan Opera und Wozzeck (2017) bei den Salzburger Festspielen. Die Kritiker lobten vor allem seinen vielschichtigen Einsatz von projizierten Zeichnungen, Holzschnitten und Animationen. Auch seine interdisziplinären Performance-Stücke fanden großen Anklang, insbesondere seine Interpretation von Kurt Schwitters' Lautgedicht Ursonate (2017) und von The Head and the Load (2018), einer Hommage an die afrikanischen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg dienten.

(Enzyklopädie Britannica)

KUNSTWERK

WILLIAM KENTRIDGE
Serie Porter: Carte L'Europe (Duschfrau)
bestickter Wandteppich aus Mohair und Seide
98 3/8 x 137 7/8 Zoll.
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